Betrachten Berufstätige ihren Ruhestand eher als Licht am Ende des Tunnels oder als Endstation ihres Lebens? Die Universität Augsburg hat drei unterschiedliche Gruppen, die Ängstlichen, die Befreiten und die Chanchennutzer, identifiziert. Führt der Ruhestand automatisch zu einer tiefen Lebenskrise?

Betrachten Berufstätige ihren Ruhestand eher als Licht am Ende des Tunnels oder eher als Endstation ihres Lebens?
Die Universität Augsburg hat dabei drei unterschiedliche Gruppen identifitziert:

  1. Die Ängstlichen, dazu zählen 16 Prozent: sind pessimistisch und verbinden damit Alter und Krankheit und fühlen sich ohne Arbeit nutzlos und abgeschoben.
  2. Die Befreiten, 37 Prozent: freuen sich, endlich Zeit zu haben, empfinden ihre Arbeit als Bürde und den Ruhestand als herbeigesehntes Ende der Belastung
  3. Die Chancennutzer, 47 Prozent: sehen ihren Berufsaustritt als eine Art Geschenk, um etwas Sinnvolles anzufangen. Arbeit wird weder als Belastung noch als Mittelpunkt des Lebens empfunden und der Ruhestand als Neubeginn betrachtet.

Der amerikanische Soziologe Robert Atchley hat schon 1971 die damals vorherrschende Meinung kritisiert, der Übergang in den Ruhestand würde automatisch zu einer tiefen, manchmal sogar tödlich endenden Lebenskrise führen. Sein Modell mit sechs Phasen lautet:

  1. Entfernte Phase: bis etwa drei Jahre vor dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben wird der Ruhestand als ewiger Urlaub betrachtet
  2. Nähephase: kurz vor der Pensionierung beschäftigt sich der Betroffene aktiv mit seiner zukünftigen Rolle. Erste Ängste und Befürchtungen treten auf.Euphoriephase:
  3. Gleich nach Pensionsbeginn kommt die "Honeymoon-Phase". Freizeit wird in vollen Zügen genossen, euphorische Geschäftigkeit
  4. Ernüchterungphase: man fühlt sich niedergeschlagen und merkt, dass irgendetwas im Leben fehlt. Der erste "Rausch" ist verflogen
  5. Neuorientierungsphase: Die Betroffenen versuchen, dem Leben eine neue Richtung zu geben, sinnvolle und befriedigende Aufgaben zu finden, den Alltag neu zu strukturieren.
  6. Stabilitätsphase: wenn Menschen ihre neuen Rollen gefunden haben und sich damit identifizieren, stabilisiert sich ihre Identität. Veränderungen, etwa eigene Erkrankungen oder solche des Partners, werden gut bewältigt.

Diese Phasen des Ruhestandes sind eher schematisch und werden von Fall zu Fall anders empfunden. Doch Experten sind sich einig, dass es spätestens ab der Ernüchterungsphase hilfreich und in vielen Fällen auch erforderlich ist, den Alltag und die Dinge des Lebens aus anderen Perspektiven zu betrachten, und Tätigkeiten zu suchen, die Bedeutung für sich selbst und für andere haben. Noch besser ist es allerdings, sich schon vor dem Austritt aus dem Berufsleben darauf vorzubereiten.

(Quelle: Roland Krüger/Loring Sittler: Wir brauchen Euch. Buchempfehlung aus dem letzten Newsletter)

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